Vita

Dr. Roland Held schreibt über Rolf Krüger als Preisträger des Jakob-Felsing-Preises

Aus reichem Innenleben schöpft seine bildnerische Vorstellungskraft… Das Exotische, welches ebenso das räumlich wie das zeitliche Entlegene meinen kann, entspringt vielmehr einer alten Sehnsucht des Künstlers…Was Krüger jeher beschäftigt und zum bildlichen Ausdruck getrieben hat, ist der im Menschen angelegte Grundkonflikt zwischen Wildnis und Zivilisation, der sich in unzählige weitere Oppositionspaare umformulieren lässt wie Es und Ich, Rausch und Ratio, Fremdes und Eigenes, Körper und Geist, Lustprinzip und Realitätsprinzip…. Nicht nur phonetisch ist es von Exotik zu Erotik kein großer Schritt. Seit der frühen lithographischen Serie „The Act of Love“ breitet Krüger gerne ungezähmte Körper vor den Augen des Betrachters aus, im farbigen Geprassel der Strichelungen aufgelöst zu Schultergewoge und Schenkelgeballe….
Realitäts- und Leistungsprinzip fordern Rolf Krüger, diesem Poeten des zeichnerisch bestimmten Duktus, diesem Welten- und Zeitenbummler der Thematik, weiteren Tribut ab. Mit lustvollen Schaffensräumen, wo ihm unter der Hand alles von selbst gelingt, hat seine Arbeitsweise denkbar wenig Ähnlichkeit.

Solcherart ist das handwerkliche Ethos, das Rolf Krüger während seines Studiums an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung bei dem Lehrer und väterlichen Freund Eberhard Behr eingebracht hat, das Ethos, das ihm einen soliden Namen als Steindrucker und mehrere Auszeichnungen eingebracht hat. Krüger … wäre zu den jüngeren Jahrgängen des von Kunsthistorikern „Neu Figuration“ genannten Phänomens zu zählen; ein wiedererwachtes Interesse am Gegenstand, besonders an der Menschengestalt, das jedoch im Ergebnis enges Vertraut sein auch mit den vorausgegangenen non-figurativen Weisen von Bilderzeugung verrät.

Um keine falsche Hoffnung zu wecken: ob die Zyklen nun, asketisch, auf Verinnerlichung zielen, ob sie, exotisch, einen – für die heute Kunstszene ungewöhnlich – Reichtum und Poesie und Phantasie entwickeln, macht in einem Punkt keinen Unterschied: sie ersparen uns nicht den Gang zum Psychologen. Immer noch bleiben sie primär Bilder, dazu angetan, gerahmt als Wandschmuck zu dienen. Dennoch enthalten sie Anstöße, erinnern sie an Träume, Sehnsüchte, vergessene, abgesprengte und tabuisierte Seiten unseres Wesens, die meist verborgen schlummern unter den Kosten-Nutzen-Rechnungen des Alltags. Was wir mit diesen Hinweisen beginnen, liegt bei jedem einzelnen selbst.

Biographie

1945 geboren in Würges/Taunus
1966-1972 Studium der Malerei und Freien Graphik an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach (bei Prof. Eberhard Behr)
1973 Arbeitsstipendium des Landes Hessen für England, Royal college of Art, London
seit 1974 tätig als freischaffender Künstler, eigene Steindruckwerkstatt in Darmstadt
1979 Europäischer Graphik-Preis der Unicef (Wettbewerb zum Jahr des Kindes), Berlin
1982 Preis für Lithographie, Mosbach-Stiftung, Offenbach
1995 Jakob-Felsing-Preis für Zeichnung und Graphik, Darmstadt

Einzelausstellungen

1972 Klingspor-Museum, Offenbach
1973 Galerie Garuda, Darmstadt
1974 Kunsthalle Offenbach (mit Eberhard Behr)
1975 Galerie Altes Haus, Dreieich
1976 Schloßkeller, Darmstadt
1982 Galerie Behr und Trefz, Offenbach
1983 Sole d’Oro, Heidelberg
1984 Foyer-Galerie im Staatstheater Darmstadt
  Goethe-Institut, Sydney/Australien
  Galerie Hohe Straße, Dieburg
1988 Saalbau-Galerie, Darmstadt
  Galerie Hohe Straße, Dieburg
1990 Rathaus Zwingenberg
1992 Park-Gallery, Hoorn/Holland
1995 Foyer-Galerie im Staatstheater Darmstadt
  Christopher John Gallery, Santa Monica/USA
  Kunsthalle Darmstadt
1998 Galerie Lattemann, Trautheim

Ausstellungsbeteiligungen

seit 1972 Berlin, Darmstadt, Frankfurt/Main, Hamburg und Offenbach
  England, Italien, Rumänien und USA

Arbeiten in öffentlichem Besitz

Artothek, Berlin
Deutsche Telekom, Entwicklungszentrum, Darmstadt
Dresdner Bank, Darmstadt
Royal College of Art, London
Gutenberg-Museum, Mainz
Klinikum, Marburg
Artothek, Offenbach
Klingspor-Museum, Offenbach
Stadt Offenbach
Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden
Stadt Zwingenberg
Merck, Darmstadt
Software AG, Darmstadt